Wirksamkeit von Forschung in Europa durch Missionen und Europäische Partnerschaften stärken
Um mit der Forschungs- und Innovationspolitik der EU mehr Wirkung für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu erzielen, beteiligt sich die Europäische Kommission über das EU-Programm Horizont Europa an unterschiedlichen großen Forschungsvorhaben.
Diese als Missionen und Europäische Partnerschaften bezeichneten langfristigen und umfassenden Initiativen befinden sich in der Vorbereitung und werden unter Einbeziehung der EU-Institutionen und der EU-Mitgliedstaaten auf den Weg gebracht.
Als Missionen werden Portfolios mit disziplinübergreifenden Maßnahmen verstanden, mit der jeweils ein übergreifendes größeres und inspirierendes als auch messbares Ziel erreicht werden soll. Die Projekte müssen wirkungsorientiert sein und realistische Ziele verfolgen. Anspruch von Missionen ist es, Lösungen für die derzeit bestehenden größten Herausforderungen in Europa zu liefern, die in einer vordefinierten Zeitschiene erarbeitet werden. Sie müssen einen Impakt für Gesellschaft und Politik generieren und für die überwiegende Mehrheit der europäischen Bevölkerung relevant sein. Charakteristika sind daher u.a. eine große Sichtbarkeit, die Übertragung der Erkenntnisse aus der Forschung in die Praxis und eine breite Anwendung der Ergebnisse.
Missionen sind ein integraler Bestandteil von Horizont Europa, werden aber mit anderen EU- und nationalen Finanzierungsinstrumenten kombiniert. So können beispielsweise auch Mittel aus den Europäischen Strukturfonds für bestimmte Forschungsaufgaben genutzt werden.
Nach heutigem Stand gibt es fünf solcher Großprojekte innerhalb von Horizont Europa, wovon eines der Krebsbekämpfung gewidmet ist. Diese Mission trägt den Titel „Krebs besiegen, Mission möglich“ und hat als Ziel, bis zum Jahr 2030 mehr als 3 Millionen Menschenleben zu retten. Dies soll u.a. dadurch gelingen, dass das Verständnis über Krebserkrankungen wesentlich erweitert, Diagnose und Behandlung optimiert und die Lebensqualität aller ehemals erkrankten Menschen verbessert wird. Gemäß dem Motto der Mission, jeder Krebserkrankung vorzubeugen, die durch Prävention verhindert werden kann, werden Untersuchungen zu den Risikofaktoren ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Die vier anderen Missionen befassen sich mit weiteren wichtigen Zukunftsthemen: Klimawandel einschließlich der gesellschaftlichen Veränderung, gesundes Wasser, gesunde Böden und Lebensmittel als auch klimaneutrale und smarte Städte. Startklar sind die Vorhaben voraussichtlich Ende dieses Jahres nach einer einjährigen Vorbereitungsphase.
Horizont Europa sieht als weiteres Format einer größeren Forschungskooperation die Europäischen Partnerschaften vor. Dies sind Initiativen, bei denen sich die Kommission sowie private Partner, wie die Industrie, und öffentliche Partner, wie die nationalen Ministerien verpflichten, die Entwicklung und die Implementierung eines Forschungs- und Innovationsprogramms gemeinsam zu unterstützen.
Partnerschaften gab es bereits im letzten Programm, allerdings möchte die Europäische Kommission auch hier eine bessere Wirkungsweise erreichen. So wird die Anzahl von ca. 120 auf unter 50 Partnerschaften reduziert. Der Impakt sowie die Anwendung und die Übertragung der Ergebnisse spielen ebenfalls eine große Rolle. Deshalb müssen die Partnerschaften offener und transparenter werden als sie es scheinbar in der Vergangenheit waren.
Das EU-Forschungsprogramm unterscheidet drei Formate von Partnerschaften. Institutionalisierte Partnerschaften sind am weitreichendsten und haben eine spezielle Bedeutung für die gesamte EU. Diese werden nicht nur vertraglich festgelegt, sondern auch rechtlich durch die Zustimmung des Rates und des EP verankert. Die Mitgliedstaaten bringen sich unterschiedlich in Partnerschaften ein. Partner sein bedeutet neben der fachlichen und politischen Mitarbeit, weitere Fördermittel bzw. Ressourcen einzubringen. Das geschieht vor allem durch nationale Behörden und Förderstellen, aber auch durch die Industrie über Sacheinlagen.
Auszug aus der Präsentation von Jan Skriwanek, NKSL Symposium, 26.01.2021
Im Gesundheitsbereich sind acht europäische Partnerschaften geplant. Die zwei institutionalisierten sind „EU-Africa Global Health“ und „Innovative Health Initiative“, beides eine Weiterführung vorhergehender Kooperationsprojekte. Personalisierte Medizin, seltene Krankheiten und die Partnerschaft für den Wandel in den Gesundheits- und Pflegesystemen sind Gegenstand anderer Partnerschaftsprojekte. Bei letzterem mit dem Titel „Transforming health and care systems“ soll Forschung und Innovation im Gesundheits- und Pflegebereich stärker verbunden werden. Mit Hilfe von organisatorischer, sozialer, technologischer und finanzieller Innovation, so geht aus einem vorbereitendem Papier hervor, sollen Anleitungen für einen „positiven Gesundheitspolitik-Ansatz“ mit stärkerem Fokus auf Gesundheitsprävention sowie inklusiver Pflegeansätze entwickelt und umgesetzt werden.
Im Bereich Digitales wird es ebenfalls Europäische Partnerschaften geben, u.a. zu digitalen Schlüsseltechnologien, smarten Netzwerken und Technologien, zu Künstlicher Intelligenz, Datenraum und Robotics.
Während der Umsetzung der Missionen und Partnerschaften werden die Projektträger regelmäßig Ausschreibungen zur Realisierung einzelner Vorhaben durchführen. Auf diese können sich Unternehmen, Forschungsinstitute und Organisationen aus den Ländern bewerben, deren Regierungen beteiligt sind. Sie bieten also zusätzlich zu den Projektförderungen in Horizont Europa ergänzende Fördermöglichkeiten für die Szene.