Parlemeter-Umfrage weist auf eine gestiegene Unterstützung für die EU und das Europäische Parlament hin

Die Ergebnisse der Parlemeter Umfrage 2020 des Europäischen Parlaments zeigen, dass mehr Menschen in Europa die EU für den richtigen Akteur bei der Lösung gemeinsamer Probleme halten, wie die Coronavirus-Pandemie und ihre negativen Auswirkungen.

Parlemeter wird einmal jährlich im Auftrag des Parlaments der EU unter der Federführung des EU-Meinungsumfragedienstes Eurobarometer erbracht. Eurobarometer steht für die regelmäßige Durchführung von allgemeinen oder themenspezifischen öffentlichen Meinungsumfragen im Auftrag der EU-Institutionen. Seit 2007 lässt das EP solche Surveys realisieren, bei denen es um die Sicht von Bürgern und Bürgerinnen europaweit zum Parlament, aber auch um Erwartungen und Einstellungen zur EU geht.

Die Ergebnisse, zusammengefasst unter dem Titel „A Glimpse of Certainty in Uncertain Times” basieren auf einer Umfrage, die zwischen November und Dezember 2020 vom Marktforschungsunternehmen Kantar durchgeführt wurde. Die Mitte Februar veröffentlichte Publikation zeigt, dass die Anzahl der Bürger, die sich positiv über die EU äußern, um zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Herbst 2019 gestiegen ist. Zwei Drittel aller Befragten sind optimistisch, was die Zukunft der Europäischen Union angeht. Die Zahl für Deutschland liegt hier bei 72 %.

Graphik aus: „A Glimpse of Certainty in Uncertain Times”

Graphik aus: „A Glimpse of Certainty in Uncertain Times”

Fast drei von vier Befragten, 72 % im EU-Durchschnitt, glauben, dass der Europäische Aufbauplan eine schnellere wirtschaftliche Erholung von den negativen Auswirkungen der Pandemie in ihrem Land ermöglichen wird. Dennoch bleibt der individuelle Ausblick angesichts der anhaltenden Covid-19-Krise pessimistisch, so bewertet Kantar die Resultate. Mehr als die Hälfte der Befragten meinen, dass die wirtschaftliche Situation in ihrem Land in einem Jahr schlechter sein wird als derzeit. Nur jeder fünfte Befragte glaubt, dass sich die nationale Wirtschaftslage im kommenden Jahr verbessern wird. 52 % aller Befragten erwartet, dass ihre Lebensbedingungen in einem Jahr genauso sein werden wie heute, in Deutschland glauben dies 61 %. Ein Viertel der Befragten denkt, dass es ihnen in einem Jahr schlechter gehen wird.

In der Folge wünschen sich EU-weit 48 %, dass der Kampf gegen Armut und soziale Ungleichheit ein Schwerpunkt in der Arbeit des EP sein sollte. In allen Ländern, außer Finnland, Tschechien, Dänemark und Schweden, ist dies den Befragten am wichtigsten. In den vier genannten Staaten wurde der Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität am häufigsten genannt.

Bei dieser Untersuchung haben sich mehr Personen als im vorherigen Survey für eine Reform der EU und für mehr politisches Gewicht des Europäischen Parlaments ausgesprochen, was in Verbindung mit Pandemie und weiterer globaler Herausforderungen gebracht wird. Fast zwei Drittel (63 % für die EU) der Befragten wollen, dass das Europäische Parlament eine wichtigere Rolle spielt. In Deutschland sind es 72 %. Dies ist im EU-Durchschnitt ein Anstieg von 5 Prozentpunkten im Vergleich zum Herbst 2019, darauf verweist das EP in seiner Pressemitteilung. Nur rund ein Viertel der Befragten wollen eine EU von heute, fast die Hälfte wünschen sich eine reformierte EU. 22% in der EU und 15 % in Deutschland sehen die EU eher skeptisch.

Parlamentspräsident David Sassoli - Quelle: Europäisches Parlament

Parlamentspräsident David Sassoli - Quelle: Europäisches Parlament

Für den Präsidenten des Europäischen Parlaments David Sassoli ist die Botschaft der Umfrage klar: die europäischen Bürger unterstützen die Europäische Union und sie finden, dass die EU der richtige Ort ist, um Lösungen für die Krise zu suchen, sagte er in einer Erklärung. Seine Schlussfolgerung ist, dass die Bürger*innen eindeutig eine Reform der EU sehen wollen, weshalb er einen schnellen Start der Konferenz zur Zukunft Europas fordert. 

Ulrike Wisser