Investitionen in Technologie und Kompetenzentwicklung sind wesentlich für die Freisetzung des makroökonomischen Potentials der Digitalisierung
Die für Kommunikationsnetzwerke, Inhalt und Technologie zuständige Generaldirektion der Europäischen Kommission veröffentlichte jetzt die Ergebnisse einer Studie, die das makroökonomische Potential der Digitalisierung für die Wirtschaft in Europa analysiert.
Der Bericht “Shaping the digital Transformation in Europe” fasst die wesentlichen Aussagen einer Studie zusammen, die das Unternehmen McKinsey & Company für die Europäische Kommission erstellt hat. Dort wird die mögliche wirtschaftliche Leistungskraft der Digitalisierung untersucht sowie strategische Handlungslinien benannt, die für die in der EU-Strategie zur Digitalisierung benannten Ziele hilfreich sein können. Die EU strebt einen digitalen Wandel zum Wohle aller an, der neue Chancen für Unternehmen bietet und eine dynamische und nachhaltige Wirtschaft fördert, so lautet die übergreifende Zielvorgabe.
Laut Studie könnte sich der zusätzliche Beitrag digitaler Technologien zum Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2030 auf 2,2 Billiarden € in der EU belaufen. Voraussetzung dafür ist, dass das Investitionsniveau von öffentlichen und privaten Akteuren in digitale Technologien und in Ausbildung und Kompetenzen erhöht wird. So führen die Autor*innen als Beispiel den Beitrag elektronischer Lösungen im Gesundheitsbereich aus, die nur allein für Deutschland und Frankreich 55 Mrd. € Einsparungen mit sich bringen könnten. Dagegen ständen nur 5% offener Finanzierungen für automatisierte und mobile Technologien in dem Bereich in Europa.
Um das oben genannte Wachstum zu erreichen, müssten die EU-Länder und die EU 75 Mrd. € für Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien und 42 Mrd. € für Bildungs-, Ausbildung- und Weiterbildungsmaßnahmen zum Erwerb digitaler Kompetenzen pro Jahr im neuen Jahrzehnt zur Verfügung stellen, wird berechnet. Vor diesem Hintergrund beurteilt die Studie die Vorgabe als positiv, mindestens 20 % der Mittel im neuen Aufbau- und Resilienzfonds für die Digitalisierung zu verwenden.
Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass sich die wirtschaftlichen und beschäftigungsbezogenen Effekte sehr unterschiedlich in den Staaten und Regionen auswirken, wenn keine ausreichenden öffentlichen Investitionen zur Verfügung stehen. Dies begünstige nur diejenigen Wirtschaftsbereiche, die bereits digital fortgeschritten sind. Damit sich die Ungleichheiten von Menschen und Gebieten in der EU nicht verschärfen, ist staatliche Unterstützung notwendig. Um positive Verteilungseffekte über die Regionen hinweg zu generieren, braucht es über die Investitionen hinaus ein proaktives Management der Transformationsprozesse, betonen die Expert*innen.
Die Studie geht von neun strategischen, langfristig angelegten Initiativen aus, die in unterschiedlicher Art und Weise zum übergreifenden Anliegen „Technologien für die Menschen“ beitragen. Dazu zählt die Entwicklung und Skalierung von Technologie-Ökosystemen, die u.a. Exzellenzzentren im Gesundheitssektor vorsehen. Hier werden gerade die Pharma- und Medizinproduktebereiche als Wachstumsfelder gesehen, in denen mit digitalen Lösungen den entstehenden Produktivitätslücken entgegengewirkt werden könne. Als Beispiel werden erneut Deutschland und Frankreich genannt. Die beiden Länder würden 47 % der öffentlichen Gesundheitsausgaben in der EU aufbringen. Eine Analyse verdeutliche, dass mit fünf digitalen Technologiegruppen - Online-Interaktionen und Überwachung, papierlose Daten, Automatisierung von Arbeitsabläufen, Unterstützung in der Entscheidungsfindung sowie angemessen Patientenselbstversorgung - Leistungen in Höhe von 55 Mrd. € für die beiden Länder erzielt werden könnten. Hochgerechnet auf alle EU-Staaten sind dies 120 Mrd. €. Bereits die wichtigsten hochwirksamen Anwendungen, wie Teleberatung, ferngeschaltete Überwachung von chronischen Krankheiten und eine einheitliche elektronische Patientenakte könnten einen Anteil von 21 Mrd. € ausmachen.
Quelle: Europäischen Kommission, Final Report “Shaping the Digital Transformation in Europe”, September 2020, S 27
Europäischen Datenplattformen, digitale Befähigung und Ausstattung von Städten und Kommunen und die Förderung des lebensbegleitenden Lernens in der digitalen Welt werden als weitere strategische Initiativen angeführt.