Eurobarometer-Untersuchung bestätigt Unterstützungsbedarf für KMU bei digitaler und nachhaltiger Umstellung

Eine von Februar bis Mai diesen Jahres durchgeführte Untersuchung über die Situation kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), Start-ups und expandierenden Jungunternehmen verdeutlicht, dass 62 % der Befragten Schwierigkeiten bei der Digitalisierung und 70 % Hindernisse bei der Umstellung auf Nachhaltigkeit haben.

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Mit einer Auswahl von 12.000 befragten Unternehmen in den Mitgliedstaaten will die Europäische Kommission mit der Eurobarometer-Befragung mehr über die aktuelle Realität von KMU und insbesondere Start-ups und wachsenden Kleinstfirmen in Erfahrung bringen. Gerade über die beiden letztgenannten fehlt es bisher an ausreichend vergleichbaren Daten, auch die Definitionen variieren in der EU. Wo die Kommission sich auf die auf EU-Ebene anerkannte KMU-Begriffsbestimmung stützt, - Unternehmungen mit weniger als 250 Mitarbeiter*innen und 50 Mio. € Umsatz – differenziert sie weiter für die wachsende Gruppe neuerer Unternehmensarten. Start-ups sind demnach junge Unternehmen, die nicht später als 2015 gegründet wurden und in den letzten 12 Monaten Innovationen eingeführt haben. Als Scale-ups werden Firmen bezeichnet, die vor dem Jahr 2015 gegründet wurden und seither ein Wachstum von mindestens 30 % in Umsatz und Beschäftigung verzeichnen. Für diese beiden Gruppen wird an einer größeren Wissensbasis  gearbeitet, um bei der Umsetzung der neuen KMU-Strategie deren Rahmenbedingungen besser berücksichtigen zu können.

Eine der zentralen Erkenntnisse des Surveys ist, dass fast die Hälfte der Befragten die Unterstützung bei den Transformationsprozessen als sehr schwach bewerten. Das gilt besonders bei der Umstellung auf klimafreundliche und nachhaltige Organisation, Verfahren und Produkte.

In der Zusammenfassung stellen die Autor*innen einige wesentliche Feststellungen heraus. So führt einer von fünf Befragten fehlendes Wissen als ein ausschlaggebender Grund für Schwierigkeiten an, sich klimafreundlich, digital und innovativer aufzustellen. KMU benötigen also einen Zugang zu Expertise und Kompetenzen, um diese Herausforderungen zu bewältigen.

Auszug aus dem Factsheet “Deutschland” des Flash-Eurobarometer 486, Europäische Kommission

Auszug aus dem Factsheet “Deutschland” des Flash-Eurobarometer 486, Europäische Kommission

Noch gibt es wenig konkrete Anregung und Gründe für die Umstellung auf umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. So bestehe kaum Nachfrage danach seitens der Kunden. Eine der wesentlichen Ursachen für eine zögernde Haltung der digitalen Umstellung gegenüber ist die   Unsicherheit über zukünftige digitale Standard. Das Fehlen finanzieller Ressourcen für KMU stellt ein entscheidendes Problem für beide Bereich dar.

Die Untersuchung hat erneut bestätigt, dass KMU von den Wachstumschancen internationaler Märkte weniger profitieren und gerade hierbei Unterstützung brauchen. Auch die regulatorischen und administrativen Belastungen werden als Problem angezeigt. Gleichermaßen verdeutlichen die Untersuchungsergebnisse, dass verzögerte Zahlung von Rechnungen, nicht ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten und fehlende Fachkräfte Gründe für kleinste, kleine und mittlere Betriebe sind, sich nicht ausreichend auf die Zukunft vorbereiten zu können.

In ihrer Mitteilung merkt die Kommission an, dass Starts-ups und Scale-ups grundsätzlich denselben Bedarf wie KMU haben, es aber Nuancen gibt. Danach ist es für diese noch schwieriger, Zugang zu Finanzquellen und fachlicher Unterstützung zu erhalten. Im Zusammenhang mit der Zukunftsplanung setzen Start-ups (28%) and Scale-ups (24%) eher als KMU darauf, ihre Geschäfte und Aktivitäten auf andere EU-Länder auszuweiten.

Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser Untersuchung sollen als ergänzende Faktengrundlage zu Rate gezogen und bei den Planungen und der Umsetzung des neuen Aufbaufonds der EU in den Ländern beachtet werden.

Alle Unterlagen der Eurobarometer-Umfrage „SME, start-ups, scale-ups and entrepreneuship“, einschließlich von Fact-Sheets für die einzelnen Mitgliedstaaten, können unter dieser Webadresse abgerufen werden.

Ulrike Wisser