Wissenschaftspanel erarbeitet Stellungnahme zur krisenfesten Gesundheitsversorgung und sozialen Betreuung nach Covid-19

Das Expertengremium für wirksame Gesundheitsinvestitionen der Europäischen Kommission steht kurz vor dem Abschluss seiner fachlichen Position zu einem neuen Rahmen für die Organisation von  Gesundheitsversorgung und Betreuung in der Folge der Covid-19-Pandemie.

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Die interdisziplinäre Gruppe, deren Hauptaufgabe die Erarbeitung von Stellungnahmen zu Zukunftsfragen im Zusammenhang mit den Gesundheitssystemen ist, erhielt Anfang Juni den Auftrag für den Bericht. Das aktuelle Panel der Wissenschaftler*innen wurde im Jahr 2019 für drei Jahre berufen und befasst sich grundsätzlich mit einer Vielfalt unterschiedlicher Themen, die in der Perspektive für die öffentliche Gesundheitspolitik der EU-Staaten relevant sind. Es arbeitet auf Zuruf und erhielt im Sommer den Auftrag, sich mit der Frage zu befassen, was für eine Stärkung der Gesundheitsversorgung, Pflege und Betreuung ausgehend von den Erfahrungen mit der Pandemie wichtig ist. Die Expert*innen sollen beschreiben, welche Bausteine notwendig sind, um die Organisation von medizinischer Behandlung und Pflege mit Blick auf Abläufe, Strukturen, Ressourcen und Wechselbeziehungen zu verbessern und welche Kriterien gebraucht werden, um in einem laufenden Monitoring die Angemessenheit der medizinischen Grundversorgung, fachärztlich ambulanter Behandlung, Krankenhausversorgung und sozialer Betreuung überprüfen zu können. Darüber hinaus sollen Vorschläge gemacht werden, wie die Gesundheitssysteme auf ihre Krisenfestigkeit in unvorhergesehenen Stressszenarien hin bewertet werden könnten.

Vor der endgültigen Veröffentlichung des Berichtes führte das Panel am 20. Oktober eine öffentliche Anhörung durch. Grundlage des Austausches war der Entwurf der Stellungnahme, der die Ausführungen zu den einzelnen Fragen und Empfehlungen enthält. Eine Lesehilfe bietet die Präsentation, die die zentralen Informationen zusammenfasst und als Einstieg in das Hearing genutzt wurde.

Die Empfehlungen beziehen sich auf eine Reihe von Schlüsselbereichen. Dazu gehören die Stärkung der Ausbildung und Resilienz des medizinischen Personals, die Schaffung neuer Systeme für Forschung und Entwicklung, aber auch für die Produktion und den Verkauf von Medizinprodukten, besonders wenn es um innovative Medikamente geht. Wichtig ist ebenfalls die Verbesserung der berufsfeld- und sektorübergreifenden Kooperation, wie zwischen Krankenhauspersonal, Pflegekräften und informell tätigen Pfleger*innen vor Ort.

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Als zentraler Hinweis weisen die Autor*innen darauf hin, dass das Fundament in Notsituationen aus einer starken medizinischen Grundversorgung und effektiven Angeboten für die psychische Gesundheit besteht. Deshalb sollten die EU-Staaten ihre Investitionen in diesen beiden Bereichen überprüfen. Psychologische Leiden sollten in Krisenzeiten auch ein Schwerpunkt der Gesundheitspolitik sein.

Um die Krisenfähigkeit der öffentlichen Gesundheit zu stärken, braucht es ebenso eine sektor- und systemübergreifende Zusammenarbeit bei der Daten- und Wissenserhebung. Dafür, so die Expert*innen, müsse die Verbindung zwischen Datenbanken über Systeme und Sektoren hinweg gewährleistet werden. Das solle aber nicht auf epidemiologische Daten reduziert werden, sondern auch relevante quantitative und qualitative Daten der Öffentlichkeit und der Patient*innen einbeziehen. So werde beim Monitoring und der Entscheidungsfindung ein gesamtgesellschaftlicher Blick gewährleistet. 

Zum Thema Resilienzüberprüfung empfiehlt das Panel der Europäischen Kommission, in die Entwicklung und die Umsetzung von Verfahren für die Testung von Gesundheitssystemen zu investieren und parallel Lerngemeinschaften in und über die Mitgliedstaaten hinweg aufzubauen, um das gegenseitige Voneinander-Lernen zu ermöglichen.

Die endgültige Stellungnahme wird Ende diesen Jahres vorgelegt.

Ulrike Wisser