EU-Kommission stellt Strategie zur Open-Source-Software der nächsten drei Jahre vor

Mit der Veröffentlichung ihrer neuen Strategie für Open-Source-Software für die Jahre 2020 bis 2023 stellt die Europäische Kommission ihr Vorhaben zur stärkeren Anwendung und Weiterentwicklung von Open-Source vor. Unter der Überschrift „Think Open“ beschreibt sie den Mehrwert und nennt sie Grundsätze für den Umgang mit Softwarelösungen, Wissen und Fachkenntnissen.

Ihrer Auffassung nach kann quelloffene Software einen wichtigen Beitrag dazu leisten, neue Impulse für Innovationen der Wirtschaft zu geben, Kapazitäten und Kompetenzen beim Staat und den öffentlichen Einrichtungen auszubauen und ein digitales Umfeld zu schaffen, dass Dienstleistungen für alle sicherstellt. Sie will als gutes Vorbild vorangehen, Open-Source als Verwaltung zum Nutzen aller weiter zu bringen und lädt die Mitgliedstaaten ein, dies ebenfalls zu tun.

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Ein grundlegendes Argument für die Kommission zum strategischen Gebrauch der Open-Source-Software ist, dass mehr Unabhängigkeit und Souveränität bei der Digitalisierung ermöglicht wird. Es erlaubt laut EU-Behörde, die Kontrolle über die eigenen Prozesse, Informationen und Technologien zu erhalten. Open Source sei unabhängig von Unternehmen und Ländern, sei heute ein führendes Modell und biete naturgemäß die flexibelste Plattform für eine qualitativ hochwertige Softwareentwicklung, von Blockchain über Hochleistungsrechnen und künstliche Intelligenz bis zum Internet der Dinge, schreibt sie in ihrer Strategie.

Sie will sich für die gemeinsame Nutzung und die Weiterverwendung von Softwarelösungen, Wissen und Sachkenntnis einsetzen, um einen „öffentlichen Dienst von Weltrang“ aufzubauen. Dafür sollte  „Open Source“ gemeinsam weiterentwickelt und öffentliche Dienste aufgebaut werden, die über Verwaltungs- und Organisationsstrukturen und über Grenzen hinweg verbinden. Zur Weiterentwicklung und Verwendung  von Open-Source in einer öffentlichen Verwaltung gibt es eine Studie der Europäischen Kommission. Diese stellt den Stand der Open-Source-Software und ihre Anwendung durch öffentliche Behörden seit dem Jahr 2014 dar und gibt Empfehlungen für Verwaltungen. Danach muss der Nutzen und die Vorteile von Open-Source-Systemen immer wieder erklärt und betont werden. Um eine Open-Source-Strategie Inhouse zu fördern und Fortschritte zu messen, braucht es eine zuständige Open-Source-Stelle. Es braucht eine Kultur der Offenheit und eine Zusammenarbeit mit den Akteuren der Open-Source Gemeinschaft. Aber auch die Beschaffungs- und Produktmanagementverfahren müssen angepasst werden, empfehlen die Autor*innen der Studie. Rechtliche Fragen und solche zu geistigem Eigentum und Lizenzen seien zu regeln, technische Infrastrukturen und Dienste weiter zu entwickeln.

Die Kommission hat für ihre Strategie sechs Grundsätze formuliert: Offen denken, Teilen, Wandel herbeiführen, beitragen, sichern sowie Kontrolle behalten. Der erste Grundsatz impliziert, dass quelloffene Lösungen immer dann bevorzugt werden, wenn sie in Bezug auf Funktionsumfang, Gesamtkosten und Cybersicherheit anderen gegenüber gleichwertig sind.

Die Strategie ist mit einem Aktionsplan unterlegt, der vor allem die Einrichtung eines Open-Source-Programmbüros vorsieht, dass alle Verwaltungseinheiten der Kommission einbindet und die notwendige politische und organisatorische Unterstützung erhält. Ein solches Büro soll bei der Verfolgung der Strategie und der Umsetzung des Aktionsplans als Moderator fungieren.

Mit der Vorlage der Strategie will die Kommission ein Zeichen setzen, dass sie sich hier stärker einbringen will und regionale und nationale Verwaltungen unterstützt, ebenfalls einen solchen Weg zu gehen.

Aus: Mitteilung der Europäischen Kommission “OPEN-SOURCE-SOFTWARE-STRATEGIE 2020–2023" - Offen Denken”, 2020

Aus: Mitteilung der Europäischen Kommission “OPEN-SOURCE-SOFTWARE-STRATEGIE 2020–2023" - Offen Denken”, 2020

Ulrike Wisser