Good-Practice-Beispiel: Gesundheitsdienste in Grenzgebieten von unten aufbauen
Quelle: Europäische Kommission
Während der diesjährigen europäischen Woche für Regionen und Städte wurden die Arbeiten für den Aufbau einer gemeinsamen Gesundheitsversorgung in der Ems-Dollart Region an der deutsch-niederländischen Grenze vorgestellt. Unter dem Titel “Creating a blueprint for sustainable and resilient health systems in European border regions” veranschaulichten zwei Vertreter des grenzübergreifenden Instituts für Gesundheitssysteme in einem virtuellen Seminar, wie in diesem Grenzgebiet gemeinsame medizinische Dienste in den unterversorgten Kreisen entstehen können.
Die Darstellung von guter Praxis war Teil der in diesem Jahr ausschließlich virtuell durchgeführten Regiowoche, in der mehr als 500 digitale Workshops, Diskussionsrunden und Ausstellungen stattfanden. Die europäische Woche des Ausschusses der Regionen ist seit 18 Jahren fester Bestandteil der europäischen Veranstaltungsagenda in Brüssel. Drei inhaltliche Schwerpunkte bestimmten das diesjährige Event, das verteilt über drei Wochen lief und folgende Überschriften trug: Bürger und Bürgerinnen ermächtigen, Kohäsion und Kooperation, grünes Europa. Im Mittelpunkt stand die Auseinandersetzung mit der Rolle und dem Beitrag von Regionen, Kommunen und Städten in der EU zu aktuellen Themen, wie die Konferenz zur Zukunft der EU, die zukünftige Umsetzung der EU-Strukturfonds und die Transformation hin zu Klimaneutralität und mehr Umweltschutz.
Quelle: Niedersachsen.de
„Ein Plan für nachhaltige und resiliente Gesundheitsysteme in europäischen Grenzregionen“ stand dann auch als gutes Beispiel für das Zusammenwachsen in Grenzgebieten. Aktuelle Erfahrungen mit der Covid-19 Pandemie haben dabei den Sinn einer stärkeren Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich erneut deutlich gemacht. So nahmen die angrenzenden deutschen Landkreise in der Ems-Dollart Region Erkrankte aus dem Nachbarland auf, die Intensivpflege benötigten, auch bei den Testkapazitäten halfen sich beide Seiten aus, so berichteten die Veranstalter. Veranstalter war das Cross-border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI), das Anfang 2019 von der Fakultät „Medizin und Gesundheitswissenschaften“ der Universität von Oldenburg und der “Universitair Medisch Centrum” der Universität Groningen gegründet wurde. Ausgangspunkt ihrer Arbeit war die Tatsache, so erklärten die beiden Vertreter des CBI, dass Grenzgebiete in der Regel weniger gesund seien als der Rest der Regionen in der EU. Im Grenzgebiet selbst gebe es wenige medizinische Angebote, die von Bürger*innen beider Seiten genutzt werden könnten. Grund ist die Zugehörigkeit zu zwei unterschiedlichen nationalen Gesundheitssystemen. Anderseits seien die Herausforderungen für beide gleich, eine älter werdende Bevölkerung, ungleiche Zugänge zur Gesundheitsversorgung, Lücken in der Behandlung chronisch erkrankter Menschen und Fachkräftemängel, so führten sie aus. Ziel des Instituts und weiterer öffentlicher und privater Akteure vor Ort ist es, einen wissensbasierten Plan für die Ems-Dollart Region zu entwickeln.
Die wissenschaftliche Grundlage dafür wird unter dem Dach des Instituts erarbeitet, indem die Gesundheitssysteme Deutschlands und der Niederlande aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert werden. Es geht darum, die gesetzlichen Vorgaben, die Organisation der öffentlichen Gesundheit, die Prozesse, medizinische Pflege, Gesundheitswirtschaft und sozialwissenschaftliche Aspekte zu vergleichen. Eine solche strukturierte Forschung soll die Basis dafür schaffen, innovative Ansätze für die Veränderung der Gesundheitsversorgung auf beiden Seiten der Grenze schnell und bedarfsgerecht umzusetzen.
Weitere Informationen zu der Arbeit des Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI) stehen hier zur Verfügung.