Task-Shifting in der Gesundheitsversorgung

Das „Expert Panel on effective ways of investing in Health (EXPH)” der EU hat sich in diesem Jahr mit der Frage nach der Verlagerung von Tätigkeiten und Aufgaben in der Gesundheitsversorgung befasst. Der diesbezügliche Bericht über Task-Shifting liegt vor.

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Das Expert Panel ist eine Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die regelmäßig für die Europäische Kommission Expertenmeinungen zu Fragen der öffentlichen Gesundheitspolitik erarbeitet. So auch zu dem Thema “Task-Shifting”, dass aus Sicht der Fachleute für die EU eine aktuelle Bedeutung hat. Task-Shifting wird von der Weltgesundheitsorganisation als begründete Umverteilung von Aufgaben zwischen dem Gesundheitspersonal beschrieben. Es geht dabei um die Verlagerung von ärztlichen Tätigkeiten auf niedriger ausgebildete Fachkräfte.

Ausgangspunkt für die Befassung ist die Annahme, dass Task-Shifting dazu beitragen kann, den Bestand an Personal und die Finanzierung im Gesundheitsbereich nachhaltig zu sichern und gleichzeitig die Qualität in der Pflege und Behandlung zu steigern. So könne es nach Ansicht des Expert Panels helfen, etwas von dem Druck auf die Gesundheitssysteme und die Leistungen zu reduzieren. Damit findet ein eher auf unterentwickelte und unterfinanzierte Systeme ausgerichtetes Konzept verstärkt Eingang in die Debatten um die zukünftige Ausrichtung der Gesundheitssysteme in der EU.

Vor diesem Hintergrund hat sich eine Arbeitsgruppe des Panels mit drei zentralen Aspekten eines Task-Shifting Prozesses als Teil von Gesundheitsreformen befasst: die Festlegung und Charakterisierung der zu verlagernden Aufgaben, die zu berücksichtigenden förderlichen Bedingungen und Hindernisse sowie die Bewertung der Auswirkungen des Task-Shifting auf die Effektivität des Gesundheitssystems.

Allerdings ist Task-Shifting keine Einzelmaßnahme, sondern muss kontextbezogen stattfinden, schreiben die Autoren. Für sie ist es wichtig, dass es ein genau festgeschriebenes Ziel für den Prozess gibt und die Begründung für die Auswahl von zu übertragenden Aufgaben als Mittel der Zielerreichung als auch belastbare Evidenz für diesen Begründungszusammenhang nachvollziehbar sind. Sie empfehlen für die weiteren Arbeiten erst einmal, mehr in Forschung zu diesem Thema zu investieren. Es brauche mehr Studien zu den noch wenig untersuchten Rahmenbedingungen. Insbesondere die kontextbezogenen Faktoren müssten stärker untersucht werden, um zu verstehen, was in konkreten Task-Shifting Prozessen gut funktioniert.

Allgemein teilt das Panel die Ansicht, dass in den europäischen Gesundheitssystemen mehr Flexibilität bei den beruflichen Rollen einkehren müsse. Eine Veränderung in den Rollen ziehe eine Reihe von Konsequenzen nach sich und fordere traditionelle Hierarchien und professionelle Normen heraus. Deshalb müssten solche Prozesse vorsichtig angegangen werden, wird geraten. Manchmal genüge es, bestehende Praxis zu optimieren und zu formalisieren, für andere Aspekte könne aber auch eine Neuausrichtung des Systems notwendig werden. Auf jeden Fall gelte, dass angesichts der sich wandelnden und komplexer werdenden Rahmenbedingungen in der Gesundheitsversorgung  das Argument – es war schon immer so - nicht mehr zulässig sei.

Der Bericht “Task Shifting and Health System Design”

Ulrike Wisser