Gesundheit ist eine Priorität im Forschungsprogramm Horizon Europe

Mit dem Start des 9. Rahmenprogramms der EU für Forschung und Innovation für die Förderphase bis zum Jahr 2027 führen die Nationalen Kontaktstellen in Deutschland ihre ersten Informationsveranstaltungen durch. So lud die Kontaktstelle für Lebenswissenschaften Ende Januar dazu ein, mehr über die Forschungsbereiche Gesundheit, Bioökonomie und Biotechnologie in Horizon Europe zu erfahren.

Gesundheit ist in der Struktur des neuen Programms in der zweiten Säule (von drei) angesiedelt, die die Überschrift „Globale Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit“ trägt. Der sogenannte Cluster 1 dieses Pfeilers ist für das Thema Gesundheit reserviert, das 8,25 Mrd. € für sieben Jahre erhält.

Das politische Dach von Cluster 1 ist die Europäische Säule sozialer Rechte, insbesondere der Grundsatz 16 zur Gesundheitsversorgung als auch das Ziel 3 „gute Gesundheit und Wohlergehen“ der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Grundsätzlich möchten die EU-Institutionen, dass europäische Forschung noch stärker als bisher an den politischen Schwerpunkten und Herausforderungen der EU ausgerichtet wird. Auch der Wirkungsorientierung und der konkreten Übertragung bzw. Anwendung von Forschungsergebnissen wird mehr Gewicht gegeben. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Programm Horizont Europa - wie der Titel in deutscher Sprache heißt - über die Grundlagenforschung und Innovation hinaus eine Unterstützung bei der Markteinführung.

Auszug aus der Präsentation von Sabine Steiner-Lange beim NKS-L-Symposium am 27.1.2021

Auszug aus der Präsentation von Sabine Steiner-Lange beim NKS-L-Symposium am 27.1.2021

In der Gesundheitsforschung sind die bekannten Fragestellungen Untersuchungsgegenstand, zu denen die Finanzierbarkeit, eine wirksame Gesundheitsvorsorge, Benachteiligungen beim Zugang, Gesundheitsrisiken der sich ändernden Gesellschaften als auch die Digitalisierung von Gesundheit und Pflege gehören. Die Gesundheitswirtschaft und ihre Wettbewerbsfähigkeit sind ebenfalls wichtige Themen. Die Forschungsförderung, darauf wiesen die Veranstalter hin, soll das Zusammenspiel von Grundlagen-, klinischer und translationaler Forschung stärken und gleichzeitig Zielgruppen, wie Gesundheitsdienstleister, Patient*innen sowie politische Entscheidungsträger*innen frühzeitig einbinden. Die Umsetzung des Clusters wird in enger Kooperation zwischen der für Forschung zuständigen Dienststelle in der Kommission und der für Gesundheit verantwortlichen Generaldirektion gesteuert. Letztere fungiert als zentraler Ideengeber für Themen aus der öffentlichen Gesundheit und den Gesundheitssystemen.

Horizont Europa gibt für das Cluster sechs Interventionsbereiche vor. Diese sind

  1. Gesundheit im gesamten Lebenszyklus

  2. umweltbezogene und soziale Gesundheitsfaktoren

  3. nicht-übertragbare und seltene Krankheiten

  4. ansteckende Krankheiten, einschließlich armutsbezogener und vernachlässigter Krankheiten

  5. Technologien und digitale Lösungen für Gesundheit und Pflege sowie

  6. Gesundheitssysteme.

Im Bereich 5 geht es um die Entwicklung, Bereitstellung und Anwendung von Schlüsseltechnologien, Medizintechnik sowie von digitalen Technologien, die letztendlich vertrauenswürdig, sicher, nutzerfreundlich und kostengünstig sind. Es wird angestrebt, eine integrative, sichere und ethische Entwicklung von neuen Werkzeugen und digitalen Lösungen durch die Forschung zu fördern, die in den Gesundheitssystemen eingesetzt werden.

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Eine innovative und wettbewerbsfähige Gesundheitswirtschaft in der EU ist eine weitere strategische Priorität im Cluster. Ziel ist es, die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Gesundheitsindustrie zu fördern, dank einer verbesserten Übernahme bahnbrechender Innovationen und Technologien. Dafür soll sektorübergreifende Forschung und Innovation zu konvergierenden Gesundheitstechnologien stattfinden, was sich auf Aspekte wie die Integration von Medizintechnik, Pharmazeutika, Biotechnologie, digitale Gesundheit, eHealth-Technologien etc. bezieht. Regulatorik, Wirkungsnachweis, Qualitätssicherung und Standardisierung EU-weit sind weitere Punkte einer Förderung in diesem Sektor.

Orientierung für interessierte Antragsteller bieten die unterschiedlichen Dokumente, die den Förderradius der Forschungspolitik auch für den Bereich Gesundheit vermitteln. Auf der Basis der Rechtsgrundlage für die Förderphase 2021 bis 2027 wurde ein strategischer Plan veröffentlicht, der für die nächsten vier Jahre gilt. Dieser vollzieht den Bogen zwischen den gesellschaftlichen Herausforderungen und den politischen Ansprüchen und erklärt den Beitrag der EU-Forschung. Dort sind vier Key Strategic Orientations festgelegt. In den daraus abgeleiteten zweijährigen Arbeitsprogrammen sind schließlich die konkreten Themen, Ziele und Fördermaßnahmen beschrieben. Die NKS berichtete, dass der Plan und das Arbeitsprogramm 2021 / 2022 voraussichtlich im April diesen Jahres veröffentlicht wird, gleichzeitig mit den Aufrufen für die Einreichung von Vorschlägen für Projekte. In diesem Jahr liegt die Abgabefrist im Juni, ab 2022 soll das Ausschreibungsverfahren dann wieder früher beginnen.

Weitere Informationen sind auf der Webseite der NKS „Lebenswissenschaften“ erhältlich.

Ulrike Wisser