Gesundheitsdaten europaweit für Forschung nutzbar machen

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Die aktuelle Newsletter-Ausgabe der Europäischen Kommission für den Gesundheitsbereich widmet sich dem Vorhaben, einen europäischen, grenzübergreifenden Raum für Gesundheitsdaten zu entwickeln. Der Kommentar von Andrzej Rys, Direktor für Gesundheitssysteme, Medizinprodukte und Innovation in der Generaldirektion für Gesundheit und Ernährungssicherheit lässt vermuten, dass die europäische Nutzung von Gesundheitsdaten auch zukünftig ein wichtiges Anliegen der Europäischen Kommission sein wird.

In erster Linie sind diese Daten und ihre Auswertung für die Entwicklung digitaler Lösungen wichtig. So könnten digitale Lösungen seiner Auffassung nach die Gesundheitsversorgung vereinfachen und gerechter gestalten, gleichzeitig aber auch Gesundheits- und Pflegedienstleistungen revolutionieren. So sei die grenzübergreifende medizinische Versorgung schon heute durch digitale Angebote wesentlich einfacher. Als Beispiel nennt er die Europäischen Referenznetzwerke, wo Fachärzte und Fachärztinnen über eine EU-Plattform virtuell zusammenarbeiten. Sie bieten Patienten mit seltenen Krankheiten die Möglichkeit, durch virtuelle Konsultationen von Spezialisten aus der gesamten EU beraten zu werden. Das Wissen reist, nicht aber der Patient, veranschaulicht Rys den Vorteil. Aber wichtig sind ihm die Potentiale der Digitalisierung auch für die Entwicklung neuer Therapien. Die Forschung benötige dafür einen europaweiten Zugang zu Gesundheitsdaten. Ein solcher gemeinsamer Zugang biete ein erhebliches Potential für die Forschung, stehe aber noch vor einer Reihe von Umsetzungsproblemen. Da sind die regulatorischen Unterschiede, Probleme bei der Komptabilität zwischen den Datensystemen und das Fehlen von Verhaltensregeln beim Austausch von persönlichen Daten. Für den Aufbau eines  gemeinschaftlichen Datenraumes heißt das, ein richtiges Governance-Modell zu entwickeln und abzustimmen, Investitionen in die gemeinsame Infrastruktur zu ermöglichen, angemessene ethische Leitlinien zu definieren und den Schutz persönlicher Daten zu garantieren.

Die EU-Strategie für die digitale Umgestaltung der Gesundheitsversorgung und Pflege im digitalen Binnenmarkt nimmt sich grundsätzlich dieser Probleme an. In der Strategie aus dem Jahr 2018 sind die bestehenden Herausforderungen benannt und Wege zur Lösung angelegt. Dazu gehören unter anderem die technische Entwicklung eines europäischen Austauschformats für elektronische Patientenakten, der Ausbau einer digitalen eHealth-Dienstleistungsinfrastruktur, die Etablierung eines Mechanismus für die freiwillige Koordinierung von Behörden und anderen Interessenträgern mit dem Ziel, Daten und Infrastruktur für die Prävention und personalisierte medizinische Forschung gemeinsam zu nutzen. Nicht alles ist Neuland. So arbeiten bereits sieben EU-Länder grenzüberschreitend zusammen bei der Nutzung von elektronischen Rezepten und e-Patientenakten. Ziel ist es, bis zum Jahr 2022 die Zahl der Staaten, die hier kooperieren, auf 22 zu erhöhen.

Das die EU-Strategie aus dem Jahr 2018 begleitende sogenannte „Commission Staff Working Document” für die digitale Transformation gibt detailliert Auskunft über schon bestehende Aktivitäten der EU und weitere Planungen.

Ulrike Wisser