Werteorientierung in der Gesundheitsversorgung – EU-Expert-Panel stellt Überlegungen vor
Das Expertenpanel für effektive Wege der Investition in Gesundheit der EU legte das Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit dem Thema der Werteorientierung im Gesundheitswesen vor. Die Fachgruppe wurde von der Europäischen Kommission beauftragt, eine Analyse zum Begriff des Wertes und des zugrundliegenden gesellschaftlichen Werteverständnisses in Verbindung mit der Gesundheitsversorgung zu erarbeiten.
Die europäisch zusammen gesetzte Expertengruppe, die regelmäßig Fachpapiere für die Europäische Kommission verfasst, orientierte sich in ihrer Arbeit an dem Solidaritätsgrundsatz, der sich u.a. aus der EU-Grundrechtecharta und der Europäischen Säule sozialer Rechte ergibt. Beide formulieren das Recht auf Zugang zu rechtzeitiger, hochwertiger und bezahlbarer Gesundheitsvorsorge und auf ärztliche Versorgung.
Um eine hochwertige und allen zugängliche Versorgung gewährleisten zu können, ist nach Ansicht der Expert*innen eine Daueranforderung an nachhaltige und belastbare Gesundheitssysteme, Ressourcen umzuverteilen. Umverteilung werde in der Regel auf der Grundlage von Kosteneffizienz vorgenommen, so ihr Ausgangspunkt, was bedeutet, dass in der Praxis überwiegend das Verhältnis von Kosten und Ergebnissen des Systems als Wert begriffen wird. Dies sei zu kurz gegriffen, weshalb sie für ein breiteres Verständnis und einen veränderten Wertebegriff plädieren. Nicht nur Finanzen, sondern weitere Werte sollten leitende Prinzipien für solidaritätsbasierte Gesundheitssysteme sein. Sie schlagen deshalb ein übergreifendes Konzept vor, dass auf vier Qualitätskriterien basiert:
der persönliche Wert, was die angemessene Versorgung für die Erfüllung der persönlichen Ziele von Patienten meint,
der technische Wert, der die Erreichbarkeit der bestmöglichen Ergebnisse im Verhältnis zu den zur Verfügung stehenden Ressourcen beschreibt,
der Verteilerwert, der eine gleichberechtigte Ressourcenverteilung über alle Patientengruppen hinweg bedeutet und
der gesellschaftliche Wert, der den Beitrag der Gesundheitsversorgung für eine gesellschaftlichen Teilhabe berücksichtigt.
Die Gestaltung einer hochwertigen Gesundheitsversorgung sollte sich an dem Verständnis orientieren, das Gesundheit ein unverzichtbares Investment für ein gleiches und faires Europa und ein wesentlicher Teil europäischer Solidarität darstellt. Danach müssten Umverteilungsstrategien neben Modellen, Monitoring und Evaluierung von Investitionen und Übertragung von Ressourcen auch die Entwicklung einer einheitlichen Begrifflichkeit und Change-Management Beratung beinhalten. Darüber hinaus empfiehlt das Panel die Forschung und Entwicklung von Methoden zur Definition und Bewertung von Angemessenheit, u.a. in Zusammenhang mit klinischer Praxis, mit unangemessenen Lösungen und der ungleichen Behandlung bei Krankheiten. Auch die Stärkung der Verantwortung für hochwertiges Gesundheitspersonal und die Förderung von Patienteninitiativen werden als wichtige Bausteine einer auf den vier Werten aufbauenden Gesundheitsstrategie angeführt.
Zum Bericht “Defining value in “value-based healthcare”